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5.1 Managementweiterbildung nach internationalen Standards
5.2 Auslandserfahrung: Voraussetzung für internationales Denken
5.3 Fremdsprachen als Grundlage kommunikativer Kompetenz erfolgreich und effizient lernen
5.4 Fallstricke in der Kommunikation vermeiden: Interkulturelles Training

Auslandserfahrung: Voraussetzung für internationales Denken

Internationale Offenheit erwirbt man sich mit Lebenserfahrung, denn nur durch positive Erfahrungen kann die Unsicherheit im Umgang mit Fremden abgebaut und Mobilität gefördert werden. Diese Unsicherheit führt oft genug dazu, dass Chancen nicht genutzt werden - eine psychologische Tatsache, die nur durch Lernprozesse und Lebenserfahrung überwunden werden kann.

Für mittelständische Unternehmen heißt das, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möglichst oft Gelegenheit gegeben werden sollte, Internationalität und kulturelle Vielfalt selbst zu erleben. Oft genug kommt es vor, dass wichtige Mitarbeiter internationales Engagement und die Begegnung mit Ausländern deshalb vermeiden, weil sie keine Erfahrungen damit haben und sie damit Ängste verbinden, die ihnen möglicherweise noch nicht einmal selbst bewusst sind.

 

  '82 '85 '88 '91 '94
Auslandsstudium Uni-Studenten 6,9% 7,0% 7,7% 8,0% 10,2%
Auslandsstudium FH-Studenten 0,7% 1,1% 1,4% 2,7% 3,1%
Studienbezogene Auslandsaufenthalte (Studium, Praktikum, Sprachkurs, Sonstiges) Uni- und FH-Studenten   14,1% 20,5% 18,4% 21,8%

Abb. 30: Immer mehr Studenten absolvieren Auslandsstudien (Quelle: HIS GmbH)

Mit diesen Zahlen kann sich die Auslandsmobilität deutscher Universitäts-Studenten im internationalen Vergleich inzwischen durchaus sehen lassen. Dabei gibt es durchaus Unterschiede: Wirtschaftswissenschaftler und Sprach- und Kulturwissenschaftler gehen häufiger ins Ausland als Ingenieure oder Naturwissenschaftler. In den letzten Jahren ist allerdings gerade bei den Ingenieurstudiengängen einiges verbessert worden.

Außerdem gehen Frauen häufiger ins Ausland als Männer. Sie nehmen doppelt so häufig wie Männer an Sprachkursen im Ausland teil (Frauen 8%, Männer 4%), 11% aller Studentinnen führen ein Auslandsstudium durch (Männer 7%). Insgesamt können 27% der Hochschulabsolventinnen einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt vorweisen, bei den Männern gilt das nur für 18%.

Bei Fachhochschulabsolventen und insbesondere bei Absolventen einer Berufsausbildung sind Berufs- und Lebensfahrung im Ausland jedoch viel seltener zu finden.

Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gelegenheit zu direktem und intensiven Kontakt mit dem Ausland zu geben. Austauschprogramme bieten hierzu eine gute Möglichkeit.

Ein hoher Ausländeranteil in den Unternehmen und der internationale Tourismus haben zwar dazu beigetragen, dass heute nahezu jeder irgendwelche privaten oder beruflichen Kontakte zu Menschen mit anderer kultureller Prägung hat. Die intensive Erfahrung, sich selbst als Ausländer in einem fremden Kulturkreis bewährt zu haben, kann es jedoch nicht ersetzen.

  • Auslandspraktika für Auszubildende und junge Berufstätige
  • Auslandspraktika für Führungsnachwuchskräfte
  • Studienreisen und Besuchsprogramme für Ausbilder und Multiplikatoren
  • Auslandspraktika für Studenten
  • Auslandsstudien
  • Vermittlung ausländischer Praktikanten und Studenten
  • Lehrlingsaustausch, Gesellen- und Meisteraustausch in Handwerksbetrieben

Abb. 31: Angebote der Austauschorganisationen

Häufig wird die Beteiligung an solchen Programmen hauptsächlich damit begründet, dass man mögliche neue Mitarbeiter für Auslandseinsätze kennenlernen und erproben kann. Mit einer solchen Zielsetzung werden die Möglichkeiten der Programme jedoch leicht überschätzt. Junge Praktikanten mit wenig Berufserfahrung werden dann schon einmal als Enttäuschung erlebt. Ein anderer Aspekt des Austausch wird dabei jedoch oft übersehen: Ausländische Praktikantinnen und Praktikanten sowie der Personalaustausch mit ausländischen Partnerunternehmen bietet den Mitarbeitern in Deutschland die Gelegenheit, internationale Erfahrungen zu sammeln.

In einem übergreifenden Sinn wird durch die Anwesenheit und das persönliche Kennenlernen der Mitarbeiter ausländischer Partnerunternehmen die internationale Ausrichtung des Unternehmens positiv erlebbar und begreifbar. Und auch die praktischen Erfahrungen interkultureller Kommunikation werden entwickelt: Wenn eine Sekretärin einen ausländischen Praktikanten beschäftigen soll, sind plötzlich andere englische Sprachkenntnisse gefragt als die der Standardbriefe. Gleichzeitig sind Fehler erlaubt - schließlich ist es ja "nur" ein Praktikant, mit dem die Gehversuche interkultureller Kommunikation gemacht werden.

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