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2.1 Globalisierung: Chance für mittelständische Unternehmen
2.2 Internationalisierungsstrategien mittelständischer Unternehmen
2.3 Auf dem Weg zur Internationalisierung: Internationale Kompetenz aufbauen
2.4 Das Unternehmen für den internationalen Wettbewerb fit machen - Organisationsentwicklung für die Internationalisierung

Auf dem Weg zur Internationalisierung: Internationale Kompetenz aufbauen

Die Globalisierung der Märkte zu bestehen, und eine eigene Internationalisierungsstrategie erfolgreich durchzusetzen, ist eine große Herausforderung.

Für viele mittelständische Unternehmen ist die Geschwindigkeit, mit der sich diese Entwicklung vollzieht ein großes Problem. Der Prozess der Globalisierung hat sich stark beschleunigt. Aus manchen Ländern, die vor 20 Jahren noch als Entwicklungsländer galten, kommen heute ernst zu nehmende Mitbewerber in der industriellen Produktion. Zunehmend wird von der Entwicklung auch der Dienstleistungssektor betroffen. In Europa haben z.B. Druckereien und die Druckvorbereitung und auch das Transportgewerbe mit starker mittel- und osteuropäischer Konkurrenz zu kämpfen.

Für die betroffenen Branchen stellt diese Geschwindigkeit der Entwicklung hohe Anforderungen: In kürzester Zeit müssen sie internationale Kompetenzen aufbauen, die bisher in einem weitgehend nationalen Markt nicht notwendig waren.

Auf diese Weise wachsen in mittelständischen Unternehmen mancher Branchen die Anforderungen an ihre internationale Kompetenz schneller als sie mit normalen Lernprozessen bewältigen können. Die Entwicklungsschritte, die andere Unternehmen vielleicht im Laufe von zwanzig Jahren machen konnten, müssen diese Unternehmen in viel kürzerer Zeit bewältigen. Sich auf die Lern- und Anpassungsfähigkeit des Unternehmens zu verlassen, reicht da vielfach nicht aus.

Ein mittelständisches Unternehmen des Druckgewerbes, das seit vielen Jahren in Bayern erfolgreich tätig ist und hauptsächlich Werbeprospekte und Wurfsendungen in hohen Auflagen für regionale Kunden druckt, sieht sich durch die Konkurrenz mit Druckereien in Osteuropa bedroht: Ein großer Kunde kündigte an, dass er ab dem nächsten Quartal seine Prospekte zum halben Preis in einer Druckerei in Slowenien drucken lassen könne. Daraufhin hat sich das Familienunternehmen entschlossen, selbst einen Teil seiner Aufträge bei einem befreundeten Unternehmer in Tschechien fertigen zu lassen. Um die Qualität der Prospekte sicherzustellen, wurde dort eine Druckmaschine beschafft, die durch eine Beteiligung des deutschen Partners an dem tschechischen Unternehmen finanziert wurde. Ein Techniker wird in der nächsten Zeit wochenweise in Brno arbeiten, um die Herstellung zu überwachen und die Mitarbeiter auszubilden. Der Vertreter der Unternehmensleitung in Brno spricht deutsch, die Kommunikation mit den Mitarbeitern erfolgt mühsam in englisch und deutsch.

Um die Entwicklungs- und Lernprozesse zu beschleunigen und damit das internationale Engagement sicherer zu machen, ist Unterstützung notwendig. Mittelständische Unternehmen verfügen meist nicht über eigenes Weiterbildungspersonal und sind in hohem Maße auf die Angebote des externen Weiterbildungsmarktes angewiesen. Aus diesem Grunde erscheint die Personalentwicklung weniger systematisch als in Großunternehmen. Oft wird erst dann an Weiterbildung gedacht, wenn sich aufgrund einer technischen Entwicklung oder personeller Engpässe eine Qualifikationslücke ergibt. Häufig wird von den Mitarbeitern auch erwartet, sich die notwendigen Fähigkeiten per "learning by doing" anzueignen - oder den Sprung ins kalte Wasser zu wagen.

Das braucht nicht unbedingt ein Mangel gegenüber einer systematischen Personalentwicklung zu sein. Der Erfolg vieler mittelständischer Unternehmen beweist, dass ihre Mitarbeiter nicht weniger qualifiziert sind. In mittelständischen Unternehmen ist Lernen eher ein "organischer Prozess", das Lernen aus Fehlern und Erfahrungen steht im Vordergrund, und es wird durch gute Zusammenarbeit und gegenseitige Loyalität unterstützt.

Internationale Kompetenz des Unternehmens...

Produkte für den internationalen Markt

  • Lokalisierung
  • Produkt- und Preisgestaltung
  • Markenführung
  • Produktbegleitende Dienstleistungen

Systeme für internationale Aktivitäten

  • Vertriebswege
  • Werbung/Marketing
  • Logistik
  • Service
  • EDV
  • Rechnungswesen

Kundenorientierung auf internationaler Ebene

  • Ansprechbarkeit
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Regionale Nähe

... setzt internationale Kompetenz der Mitarbeiter voraus

Abb. 5: Internationale Kompetenz des Unternehmens

Diese Art der Entwicklung der Qualifikationen im Unternehmen kann allerdings dann an seine Grenzen geraten, wenn es auf die Geschwindigkeit des Wandels ankommt. Ins Ausland zu gehen, ist eine solche innovative Strategie, die einen schnellen Aufbau von Kompetenzen erfordert. Internationale Kompetenz im Unternehmen aufzubauen, erfordert Lernprozesse an unterschiedlichen Stellen. Es ist eine unternehmerische Aufgabe, diese Lern- und Entwicklungsprozesse zu initiieren, zu strukturieren und zu unterstützen.

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