Generationswechsel in Familienunternehmen Startseite  | zurück  | weiter  |
Zehn Handlungsempfehlungen für den Senior: 1 • 2 • 3 • 4 • 5 • 6 • 7 • 8 • 9 • 10

6.  Binden Sie die Führungskräfte in Ihre Überlegungen ein

Im Büro des Seniors gab es noch aus Zeiten seines eigenen Vaters die alte Tradition, daß hinter dem Schreibtisch ein kleines Schränkchen mit Hochprozentigem stand. Bei schwierigen Verhandlungen oder Besprechungen, bei langandauernden Entscheidungen und wenn es einmal später wurde, half eine Runde Schnaps auf Kosten des Chefs oft weiter.

Als der Junior sich in das Unternehmen eingearbeitet hatte, entwickelte er nach und nach mit dem Senior zusammen eine Passion. Wenn um 18:00 alle Mitarbeiter das Haus verlassen hatten, trafen sie sich im Chefzimmer und hielten oft bis 22:00 Strategiesitzungen ab. Zusammen waren sie ein sehr erfolgreiches Team. Erst viel später merkten sie, daß der Kontakt zur gesamten zweiten Führungsebene im Haus verloren gegangen war, weil diese sich in die Entscheidungen nicht mehr einbezogen fühlten und mit einer Tradition gebrochen worden war.

Zwar wird eine so enge Zusammenarbeit zwischen Senior und Junior nur selten beschrieben - leider überwiegen die Konfliktsituationen, wie sie im vorherigen Fall aufgezeigt wurden - die Gefahr ist aber durchaus gegeben. Einige Unternehmer berichteten, sie hätten für eine Übergangszeit vor dem Ausscheiden des Vorgängers mit dem Senior im gleichen Raum gesessen. Der Wunsch dazu ging immer vom Senior aus. Ziel war eine möglichst enge Einbindung in alle Details des Unternehmens und des Tagesgeschäfts. Es sollte gewissermaßen direkt aufgesogen und verinnerlicht werden. Viele Junioren widersetzten sich diesem Ansinnen allerdings.

Zu einer Gefahr kann diese besonders enge Zusammenarbeit aber dann werden, wenn zuvor eine Unternehmenskultur vorherrschte, in der viele Entscheidungen unter Einbindung der zweiten Führungsebene getroffen wurden. Man kann sich unschwer vorstellen, wie schwierig es für den Junior ist, nach dem Ausscheiden des Seniors die einmal ausgeschlossenen Mitarbeiter wieder für eine konstruktive Mitarbeit zu gewinnen. Im beschriebenen Fall konnte die Situation dadurch gerettet werden, daß innerhalb weniger Jahre nach dem Ausscheiden des Seniors alle leitenden Angestellten in den Ruhestand gingen. Dadurch entstand aber eine weitere Gefahr für das Unternehmen, die der nächste Fall verdeutlicht.

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