1. Schaffen Sie klare Verhältnisse mit anderen Nachfolgern
Oft übernehmen mehrere Geschwister oder auch Kinder von anderen Familienstämmen Aufgaben im Unternehmen. In immerhin einem Drittel der befragten Unternehmen war dies der Fall. Fehlende Gestaltung und Abgrenzung der einzelnen Aufgabenbereiche bergen erhebliches Konfliktpotential. Dies gilt besonders dann, wenn man sich die anderen Nachkommen, mit denen man in der Geschäftsführung zusammenarbeiten muß, nicht aussuchen kann, wie im folgenden Beispiel.
Der Senior hatte drei Töchter, von denen keine ins Unternehmen wollte. Alle drei heirateten Männer ohne große Unternehmerambition. Die jüngste Tochter heiratete einen Arzt. Die beiden älteren Töchter kamen mit einem Historiker und einem promovierten Sozialpädagogen zusammen. Diese beiden konnten vom Schwiegervater für eine Aufgabe in der Geschäftsführung vom Schwiegervater begeistert werden. Durch Crash-Kurse in den USA und Kurzaufenthalte in befreundeten Unternehmen wurden sie – wenn auch nach eigenen Aussagen unzureichend – auf den neuen Berufsweg vorbereitet.
In der Zusammenarbeit zeigte sich dann, daß die ohnehin nicht großen Sympathien, die beide füreinander hegten, im Unternehmensalltag zum echten Hindernis wurden. Obwohl das Unternehmen vier Geschäftsfelder hat, wurden aus Prestigegründen beide nebeneinander Geschäftsführer im Stammgeschäft. Seither gibt es große Meinungsverschiedenheiten und gegenseitige Blockaden, welche die Mitarbeiter sehr intensiv und zu ihrer großen Unzufriedenheit wahrnehmen. Im Laufe der drei Jahre gemeinsamer Geschäftsführung ist das Stammgeschäft in ernsthafte Probleme geraten. |
Andere Unternehmer berichten von Konflikten mit ihren Geschwistern, die ebenfalls in der Geschäftsführung einzelner Unternehmensbereiche sitzen. Sie selber hatten die Geschäftsführung der Holding übernommen. In den übrigen Fällen läuft die Zusammenarbeit aber harmonisch. Hier sind die Aufgabenbereiche sehr klar, teilweise sogar räumlich, voneinander getrennt worden.
In fast allen befragten Unternehmen waren mehr als zwei Nachkommen vorhanden. Mit Ausnahme einiger Problemfälle, konnte bei allen anderen Unternehmen im Vorfeld eine klare und funktionierende Lösung erarbeitet werden. Dabei lassen sich im wesentlichen drei erfolgreiche Grundmodelle erkennen:
- Mehrere Nachfolger treten in die Geschäftsführung des Unternehmens ein. Zwischen ihnen besteht weder ein Unterordnungsverhältnis noch tragen sie Verantwortung für gleiche Unternehmensbereiche.
- Die am Unternehmen beteiligten Nachkommen treten nicht in die operative Geschäftsführung ein, sondern halten lediglich ihre Geschäftsanteile. Die daraus resultierenden Rechte nehmen sie durch ihren Sitz im Beirat wahr.
- Außer dem Nachfolger erhalten die Nachkommen überhaupt keine Anteile am Unternehmen, sondern werden anderweitig, etwa durch Abkauf oder Privatvermögen, abgefunden.
Welche Lösung sinnvoll ist, hängt von den Beteiligten ab. Oft hat nur ein Nachkomme Interesse oder überhaupt die Qualifikation, in das Unternehmen einzusteigen. Hier findet sich zumeist recht schnell eine Lösung. Wollen mehrere in das Unternehmen eintreten, sollten in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße, der Qualifikation und den Interessen der Beteiligten geeignete Modelle der Zusammenarbeit gefunden werden. Dabei kann die geforderte klare Abgrenzung durch funktionale Trennung (z.B. Technik und Vertrieb) oder strategische Trennung (z.B. zwei verschiedene Geschäftsbereiche) erreicht werden. Manchmal müssen derartige Schnitte durch Umstrukturierungen im Unternehmen erst ermöglicht werden. In anderen Fällen ergibt es sich aus der historischen Entwicklung automatisch. Eher selten dürfte das Modell des folgenden Beispiels funktionieren.
Der Senior hatte 6 Kinder. Aus gesundheitlichen Gründen und aufgrund ihres Werdegangs schieden 4 für eine Karriere im Unternehmen aus. Schon früh war innerhalb der Familie klar, daß nur 2 Kinder in das Unternehmen eintreten würden. Dies wurde offen und regelmäßig angesprochen.
Glücklicherweise wurde auch für die beiden designierten Nachfolger aufgrund der Entwicklung eine von beiden akzeptierte Lösung gefunden. Der ältere Sohn hatte Maschinenbau studiert und übernahm die Geschäftsführung des Automobilzuliefer-Unternehmens. Der Jüngere der beiden hatte eine Werkzeugmacher-Lehre absolviert und hatte keine Ambitionen auf eine weitere Ausbildung. Er ist heute sehr zufrieden mit seiner Position als Betriebsleiter. |
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