Zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft waren der Einladung nach Berlin gefolgt und erlebten ein spannendes Programm rund um die betriebliche Weiterbildung und die Weiterbildungspolitik heute und morgen.
Unter Moderation von Frau Corinna Wohlfeil, n-tv, wurde herausgearbeitet, wo der ressourcenarme Standort Deutschland im Bereich berufliche Weiterbildung und Innovationsfähigkeit steht. Einigkeit bestand darin, dass betriebliche Weiterbildung der Schlüssel für qualifizierte Mitarbeiter in den Unternehmen und damit für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ist. Zu den richtigen Rahmenbedingungen für die Bildungsträger, um die Kraft der betrieblichen Weiterbildung auf die Straße zu bekommen, wurden verschiedene Auffassungen und Konzepte aufgezeigt.
Julia Merkel, Vorsitzende des Vorstandes der R+V Versicherung AG, wies in ihrer Keynote darauf hin, dass die Politik durch falsche Rahmensetzung und Bürokratisierung, den unternehmerischen Spielraum immer mehr eingegrenzt hat und forderte Deregulierung für die betriebliche Weiterbildung. Sie belegte dies an zahlreichen Beispielen, wie der Gefährdung selbständigen Unternehmertums in der Weiterbildung und die unklare Neuregelung der umsatzsteuerlichen Behandlung von Bildungsleistungen durch das Jahressteuergesetz.
Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V., knüpfte nahtlos an und erweiterte die Sicht auf den Reformbedarf in der Arbeitsmarkt- und der Weiterbildungspolitik. Rückbesinnung auf die Arbeitsvermittlung anstatt „Bundesagentur für Alles“ lautete ihr Credo.
Für die Bundesagentur für Arbeit erläuterte Daniel Terzenbach, Vorstand Bundesagentur für Arbeit, welche Rezepte die BA für die Rezession und den Fachkräftemangel parat hat. In der anschließenden Diskussion wurden die verschiedenen Vorstellungen, wie Arbeitsmarkt und Weiterbildung gefördert werden sollen, intensiv diskutiert, wobei sich auch das Publikum zu einer Reihe von Wortbeiträgen veranlasst sah, die die Diskussion noch spannender und kontroverser gestalteten.
Kein erfolgreicher Wirtschaftsstandort ohne Innovationen. Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. äußerte sich zuversichtlich, dass mit dem entsprechenden Mindset in Politik und Wirtschaft die Transformation der Industrie gelingen kann. Sie hatte ebenfalls eine Reihe von Forderungen an die Politik im Gepäck, denn neben den entsprechenden Skills der Mitarbeiter identifizierte sie fehlende Technologieoffenheit und einen restriktiven Rechtsrahmen als wesentliche Hemmnisfaktoren für den Innovationsstandort Deutschland und skizzierte damit auch gleich die Erwartungshaltung der Industrie an die Politik für die 21. Legislaturperiode.
Wo der Schuh den Bildungsträgern überall drückt, legte Sandra Stenger, Vorsitzende des Vorstandes Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft e.V. im Anschluss offen. Im Fokus stand die Verbesserung der Fachkräftegewinnung und -qualifizierung sowie eine Veränderung der Grundhaltung der Politik gegenüber den Weiterbildungsträgern. Weniger engmaschige Kontrolle, Vorgaben und Dokumentationspflichten und mehr Freiheit, als Bildungsdienstleister flexibel auf die Erfordernisse des Marktes, die Bedürfnisse der Weiterbildungssuchenden und der Unternehmen eingehen zu können.
Unter dem Motto „GemeinsamBesseresSchaffen forderte Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) eine neue Wirtschafts- und Fachkräftepolitik für Deutschland.
Für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) legte anschließend Frau Staatssekretärin Leonie Gebers ihre Vorstellungen zur Entwicklung Deutschlands in Richtung der Weiterbildungsrepublik dar und zog auch Bilanz zur Arbeit der Ampelkoalition.
In der abschließenden Podiumsdiskussion ging es dann noch einmal hoch her, denn die Vorstellungen und Lösungsvorschläge von Politik und Wirtschaft zur Weiterbildungspolitik und Wirtschaftspolitik wichen doch erheblich voneinander ab. Und so konnten die Teilnehmer von der Fachtagung eine Reihe von Impulsen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und Bildungsträger mit nach Hause nehmen.